Geschichte
Rittergut Cunnersdorf – Eine Zeitreise
1590/1600: Erstmals nachgewiesen wird die Bebauung in einem Kartenwerk von Matthias Oeder.
1636: Der Begriff Rittergut taucht erstmals im Zusammenhang mit dem damaligen Besitzer Heinrich von Taube auf.
Ab 1676: Das Gut wechselt mehrfach den Besitzer, darunter Peter Carl Wilhelm von Hohenthal, Graf Vitzthum von Eckstedt, Friedrich Leopold von der Becke und Ernst Reinhold Echtermeyer.
1920–1945: Konrad Herbert Leitzmann ist der letzte Eigentümer vor der Enteignung.
Nach 1945: Mehrere Gebäude werden abgerissen, die verbliebene Substanz auf Neubauern und die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) verteilt.
Von der Talstraße zur Freitaler Straße
Die Talstraße unterhalb des Rittergutes war ausschließlich mit kleinen Gütern, die eher den Charakter von Häusleranwesen
hatten, bebaut. Die Häusler waren in der Regel im Rittergut als Tagelöhner angestellt und hatten selbst nur eine kleine
landwirtschaftliche Fläche zur Bewirtschaftung für den Eigenbedarf.
Häusleranwesen besaßen nur etwa 5% der landwirtschaftlichen Fläche von Cunnersdorf.
Die heute vorhandene Bebauung stammt aus den Jahren 1800 bis 1830. Sie wurde in den letzten Jahren erheblich modernisiert
und zum Teil neu aufgebaut.
KAITZBACHTAL - Historische Grenzen und die Ehrlichmühle in Cunnersdorf
Der Kaitzbach bildete einst die Gemarkungsgrenze zwischen Gittersee/Coschütz und Cunnersdorf – von der ehemaligen Jagdbrücke
bis östlich der ehemaligen Ehrlichmühle. Durch die Bodenreform und den Einfluss der SDAG Wismut wurden die Grenzen 1946 und
1955 teilweise nach Süden verschoben. Dadurch liegt heute ein Teil der ehemaligen Cunnersdorfer Flur, darunter das Gebiet der
Ehrlichmühle, unter dem Uranförder-Abraum.
1822 erwarb Dr. med. Johann Ehrlich, Ritter der französischen Ehrenlegion, das Rittergut Cunnersdorf und ließ in den 1820er
Jahren die unterschlächtige Mahlmühle errichten, zunächst als Herren- oder Gutsmühle bekannt. Später wurde sie Ehrlichmühle,
Hintermühle oder auch Knochenmühle genannt, da hier im 19. Jahrhundert Tierknochen zu mineralischem Dünger verarbeitet wurden.
1886 kaufte Gottlieb Traugott Bienert, Eigentümer der Plaunschen Hofmühle und Großaktionär der Aktienbrauerei zum
Felsenkeller, die Mühle sowie das zugehörige Wasserwerk, dessen Maschinenmeister in der Mühle wohnte. Letzter Eigentümer vor
der Überschüttung war der VEB Brauerei zum Felsenkeller Dresden.
Durch die Grenzverschiebung wechselte auch der Cunnersdorfer Teich, heute Kaitzgrundteich genannt, von der Cunnersdorfer in
die Coschützer Flur.
Recherche: Dietmar Wünsche, Oelsa
Mehr als nur Sport – Die Turnhalle Cunnersdorf und ihre 100-jährige Geschichte
Als erste Sportstätte in Cunnersdorf wurde die Fläche der heutigen Turnhalle vom 1900 gegründeten Arbeiter-, Turn- und
Sportverein „Frischauf“ e.V. Cunnersdorf genutzt. 1907 bis 1908 wurde dann die Turnhalle in Eigenleistung errichtet.
Zur Finanzierung wurden Anteilsscheine ausgegeben, Spenden gesammelt und viele freiwillige Aufbaustunden geleistet.
Ohne Bauleiter wurde die Halle in eigener Regie errichtet.
Mit dem Machtantritt der Nazis 1933 wurden beide Cunnersdorfer Vereine verboten, das Eigentum eingezogen und die Sandsteinplatte „Frei Heil“ über den großen Eingang wurde zerstört. Am 10. Juli 1947 wurde durch 32 Cunnersdorfer Sportfreunde die FDJ-Sportgemeinschaft gegründet. Der erste Vorsitzender war Artur Voigt, nach welchem die Turnhalle heute benannt ist.
1958 bis 1960 wurde der Anbau an die Turnhalle für Umkleidkabinen, Toiletten und dem Klubraum fertig gestellt.
Der erste Schwarz-Weiß-Fernseher Cunnersdorf von wurde im Klubraum aufgestellt.
Bis zum Jahr 1982 wurde die Turnhalle auch für den Schulsport der Cunnersdorfer Schule genutzt.
In den Jahren 1999-2002 wurde die Turnhalle saniert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die historische Gebäudetafel des
Turnerbundes wieder über der Tür angebracht.
Am 100. Jahrestag bekam die Turnhalle den Namen des verdienten Organisators des Cunnersdorfer / Bannewitzer Sportlebens
Artur Voigt.
Der Gasthof am Dorfteich – Geschichte eines ehemaligen Treffpunkts
Das Gebäude der Gaststätte wurde 1878/79 auf einem Grundstück erbaut, das Wesentlichen durch die Verkleinerung des Dorfteiches
entstand. Erster Besitzer war Karl Hermann Grellmann. Ihm wurde am 22.2.1879 die Konzession zum Bier- und Weinausschank erteilt.
Im Jahr 1883 wurde der aus Cunnersdorf stammende Luis Hermann Kirsten Besitzer des Gasthofes. Ab 1930 war Hulda Paula Dechert,
geb. Kirsten Besitzerin des Gasthofes. Nach 1945 wurde der Gaststättenbetrieb eingestellt.
Die ehemalige Bergschänke am Bäckerberg
In der Steuermeldung der Gemeinde Cunnersdorf ist für das Jahr 1898 ist der Bau eines „Restaurationsgebäudes“ verzeichnet.
Bauherr ist August Hamann. Das Gebäude mit neobarocken Elementen, das auch als Bergschänke bezeichnet wurde, war sehr repräsentativ
und dominierte den Ort oberhalb des „Bäckerberges“. Vor dem Gaststättengebäude befand sich eine großzügige Terrasse mit Außenplätzen.
Nach dem Tod von August Hamann 1915 ging der Besitz an Auguste Emilie Hamann geb. Naumann über.
Sie verkaufte die Gaststätte 1919 an Paul Richter, der auch Fleischermeister war. Nach dessen Tod wurde 1951 eine Erbengemeinschaft
mit drei Erben eingetragen. In der Folgezeit zog in einen Teil des Gebäudes eine Filiale der Konsumgenossenschaft ein.
Das Gebäude wurde 1994 abgerissen.
Geschichte des Häußlergrundstücks in Bannewitz
Die erste Erwähnung des Grundstücks mit Haus und Garten stammt aus dem Jahr 1711; Besitzer war Johannes Butze.
Ab 1777 wurde das Anwesen als 1/8 Hufengut bezeichnet – eine Fläche, die kaum zur Familienernährung ausreichte.
Im Laufe der Jahre wechselte das Grundstück mehrfach den Besitzer, darunter größere Bauern aus Boderitz wie Händler, Beil, Kohlsdorf, Landmann und Kürbis.
1835 errichtete Gottlieb Kürbis ein neues Hauptgebäude. Seitdem wird es als Häußlergrundstück geführt.
1855 wurde das Haus in ein reines Wohngebäude umgewandelt.
1856 zog Carl Friedrich Günther aus Döhlen ein. Sein Sohn Friedrich Herrmann Günther, geboren 1858 in Boderitz, absolvierte
eine Maurerlehre und wurde ab 1896 einer der bedeutendsten Bauherren von Wohnhäusern in Bannewitz.
Von 1908 bis 1921 war er Ortsvorsteher von Bannewitz.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Gustav Adolf Zschüttig Besitzer, 1921 folgte Bauer Kurt Hofmann aus Boderitz.
In den 1960er Jahren nutzte die LPG das Obergeschoss zur Tabaktrocknung – Fenster waren ausgehängt und im Keller eingelagert.
Ab den 1970er Jahren wurde das Gebäude mit Unterbrechungen wieder als Wohnhaus genutzt.
HOFMANNSCHES GUT
1726 wurde das Gut als Besitz der Familie Strohbach erstmals erwähnt.
1927 verkaufte Gustav Adolf Zschüttig den Hof an Moritz Oswald Kurt Hofmann.
In den 70er Jahren wurde ein Teil des Hofes verkauft.
Der andere Teil wird noch heute von den Nachkommen Kurt Hofmanns genutzt.
Vom Steinbruch zur Kindertagesstätte
Die Kindertagesstätte befindet sich auf einem ehemaligen Steinbruchgelände.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1937/38 im Auftrag des NSDAP-Funktionärs Willy Heitmüller errichtet.
Nach Kriegsende wurde das Grundstück im Jahr 1945 enteignet.
Erster Bewohner nach der Enteignung war Adolf Beierlein, Mitglied der KPD und erster Bürgermeister von Bannewitz.
Seit 1949 ist das Gebäude im Besitz der Gemeinde Bannewitz. Seither wird es als Kindertagesstätte genutzt, zeitweise auch als
Wochenkindergarten.
Feuerwehr Cunnersdorf
Das erste Gerätehaus von Cunnersdorf wurde 1872 auf der Freitaler Straße erbaut. In den 60er Jahren wurde durch die Initiative der
Kameraden und der Gemeinde Bannewitz ein neues Gerätehaus mit einem Stellplatz für ein Fahrzeug (Zugfahrzeug Gas M 462 mit
Tragkraftspritzenanhänger) auf dem Turnhallenvorplatz erbaut.
1988 wurde es nach hinten verlängert, um mehr Raum zum Umkleiden zu schaffen. 1989 wurde die Einfahrt des Gerätehauses vergrößert,
da ein neues Zugfahrzeug für den TSA, ein LO 2002 AKSF, angeschafft wurde. 1996 konnte ein Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS W50 nach
dreimonatiger Umbauzeit in den Dienst genommen werden. Dieser Umbau war notwendig, um das Fahrzeug an die Größe der vorhandenen
Fahrzeughalle anzupassen.
1997 begann die Planung für den Um- und Ausbau unseres Gerätehauses. Bereits 1998 wurden durch die Initiative der Cunnersdorfer Feuerwehrleute und zahlreicher Bürger 12.000 Abbruchziegel abgeputzt und für den Geätehausanbau vorbereitet.
Am 15. April 2000 erfolgte der erste Spatenstich für den Anbau und mit dem Aushub der Baugrube konnte begonnen werden. Im Laufe der Zeit entstand nun ein ansehnliches, komfortables und vor allem funktionelles Gerätehaus samt Schulungsraum, Umkleiden mit Sanitäranlagen und einer extra Werkstatt. Durch die Kreisgebietsreform im Jahr 2008 wurde auch der Katastrophenschutz neu strukturiert. Deshalb gaben die Cunnersdorfer Kameraden ihren mittlerweile lieb gewonnenen W50 in private Hände und stellten am
- Oktober 2011 feierlich einen DekonP in Dienst.
Aus der Handwerkskunst geboren: Uthmannstraße Nr. 3
Am 7. September 1935 erwarben der Zimmerpolierer Curt Max Ullrich und seine Frau Emma Martha Ullrich, geb. Rössel, das Grundstück für 10.786 Reichsmark. Mit viel Eigenleistung entstand darauf das Wohnhaus, dessen Bauherr später auch am Wiederaufbau des Dresdner Hauptbahnhofs maßgeblich beteiligt war.
Am 6. Mai 1967 ging das Anwesen in den Besitz des Schwiegersohns Martin Walter Knöfel und seiner Frau Elsa Liesbeth Knöfel, geb. Ullrich, über. Der Kaufpreis betrug 8.300 Mark der Deutschen Notenbank (MDN). Zusätzlich verpflichteten sich die Käufer, den Vorbesitzern jährlich kostenlos Obst für den Eigenbedarf zu überlassen. Diese behielten außerdem ein Mietrecht für 15 MDN monatlich. Im Zuge der Übergabe entstand auch die Garage vom Typ „Laussig“, deren dezentes DDR-Grau sich harmonisch an das bestehende Ensemble anpassten musste.
1989 erbte der Sohn Manfred Knöfel mit Ehefrau Frau Elisabeth Knöfel das Haus, bevor es schließlich im Jahr 2017 von den Eheleuten
Eichler übernommen wurde. Eine besondere Fügung: Der heutige Eigentümer teilt nicht nur das Geburtsdatum mit Martin Walter Knöfel,
sondern auch die Leidenschaft für das Holzhandwerk mit Curt Max Ullrich.
Boderitz – Geschichte eines Dorfes im Wandel der Zeit
Von der eigenständigen Landgemeinde zur Eingemeindung nach Bannewitz im Jahr 1922 – Boderitz bewahrt seine ländliche Identität bis heute.
Siedlungsform und Gemarkungsgröße: Rundplatzdorf Blockflur, 142 ha
Bevölkerungszahlen:
1547: 10 besessene(r) Mann, 4 Gärtner, 8 Hufen
1764: 13 besessene(r) Mann, 1 Häusler, 8 ¾ Hufen
1834: 82, 3 Römisch-Katholisch
1871: 129
1890: 248
1910: 285
Ortsnamenformen
1350: Podebrese (LBFS 46)
1378: Padebrese (RDMM 261)
1400: Bodebriß
1408: Podebroße
1445 – 47: Podenwese, Proderweß
1451: Podieritz
1479: Boderwitz
1547: Poderwitz
1561: Paderitz (HOV)
1791: Boderitz
1875: Boderitz bei Dresden (OV 1876, S.78)\
Verwaltungszugehörigkeit
1378: castrum Dresden
1547: Amt Dresden
1590: Amt Dresden
1764: Amt Dresden
1816: Amt Dresden
1843: Amt Dresden
1856: Gerichtsamt Dresden
1875: Amtshauptmannschaft Dresden
1952: Landkreis Freital
1994: Landkreis Weißeritzkreis
2008: Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Quelle: Historisches Ortsnamenverzeichnis - Institut für Sächsische Heimatgeschichte und Volkskunde e.V. (ISGV)
Cunnersdorf – Geschichte eines Dorfes im Wandel der Zeit
Siedlungsspuren, die 1958 bei Erdarbeiten im Zusammenhang mit dem Uranbergbau entdeckt wurden, weisen auf eine Besiedlung auf der heutigen Flur Cunnersdorf schon vor etwa 3500 Jahren hin.
Die Gründung des Ortes im Zuge der Besiedlung von slawischen Gebieten wird um das Jahr 1140 vermutet. Die älteste Urkunde, in der Cunnersdorf als Cunratesdorf (Dorf des Konrad) erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1299. Cunnersdorf war bis ins 17. Jahrhundert ein Dorf mit selbstständigen Bauern. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Grundlage für die Entstehung des Rittergutes Cunnersdorf gelegt. Der Besitzer des Nöthnitzer Rittergutes, Heinrich von Taube, hat um 1633 durch Zusammenkauf verschiedener Bauerngrundstücke die wirtschaftliche Grundlage für das Rittergut geschaffen.
Im Jahr 1840 gab es neben dem Rittergut, zu dem 75 ha Land gehörten, noch 11 weitere bebaute Grundstücke mit insgesamt 24 ha. Das waren sehr kleine Bauernwirtschaften und Häuslergrundstücke. Im Jahr 1861 wurde die erste Schule mit einem Klassenzimmer gebaut. Die steigende Einwohnerzahl erforderte 1896 den Bau der zweiten Schule mit 4 Klassenzimmern, die 1908 durch eine Turnhalle ergänzt wurde.
Seit 1950 ist Cunnersdorf nach Bannewitz eingemeindet.
Quellen:
- Karl Stiegler, Bannewitz - Eine Heimatgeschichte in Daten von sieben Dörfern einer Großgemeinde - Teil II, 1978
- Festschrift anlässlich des 50 jährigen Bestehens der Schule Cunnersdorf, 1946
- Flurbuch Cunnersdorf bei Dresden, 1840